Page 21 - PI_Magazin_2019-1
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       PROFINET Security Konzept
      BESTMÖGLICHER SCHUTZ




      FÜR JEDE ANWENDUNG








       Die durchgängige Vernetzung im Unternehmen, die ver-  identifiziert, welche Erweiterungen am PROFINET-Protokoll erforder-
       tikale Integration und die Tendenz zu flacheren System-  lich machen. Zur Erfüllung dieser Anforderungen wird die Arbeits-
       hierarchien erfordern weiterreichende Ansätze für die   gruppe Erweiterungen spezifizieren, um das PROFINET-Protokoll mit
       IT-Sicherheit  in  der  Produktion.  Bisherige  Konzepte,  die   zusätzlichen kryptografischen Funktionen zu ertüchtigen, um Inte-
       in der Hauptsache auf eine Abschottung der Produktions-  grität, Authentizität und, sofern erforderlich, die Vertraulichkeit der
       anlagen setzen, müssen durch neue Konzepte, die einen   Kommunikation auf Protokollebene sicherzustellen. Hierzu werden
       Schutz der Komponenten vorsehen, ergänzt werden.    die Nachrichtenpakete unter Nutzung digitaler Zertifikate und kryp-
                                                           tografischer Funktionen abgesichert.
       Das aktuelle IT-Sicherheitskonzept für PROFINET geht von einem
       Defense-in-Depth Ansatz aus, wie er in der IEC 62443 beschrieben   Um eine Skalierbarkeit des Security-Konzeptes sicherzustellen, wur-
       ist. Die Produktionsanlage wird dabei durch einen mehrstufigen   den die Security-Klassen 1 (Robustness), 2 (Integrity und Authenti-
       Perimeter, u. a. Firewalls, gegen Angriffe, insbesondere von außen,   city) und 3 (Confidentiality) definiert. Durch diese Klassenbildung
       geschützt.  Darüber  hinaus  ist  innerhalb  der  Anlage  eine  weite-  ist es Anwendern möglich, eine Security-Klasse auszuwählen, wel-
       re Absicherung durch Unterteilung des Netzwerkes in Zonen und   che die Anforderungen der Anlage erfüllt. Der technische Aufwand
       eine Abschottung der Zonen  untereinander möglich. Zusätzlich   kann so für Anlagen mit einfachen Security-Anforderungen limitiert
       wird durch einen Security-Komponententest die Festigkeit der   werden. Eine Rückwärtskompatibilität ist gegeben. So wird man das
       PROFINET-Komponenten gegen Überlastung in einem definierten   erweiterte Protokoll parallel zum bisherigen Protokoll in einem Netz-
       Umfang sichergestellt. Dieses Konzept wird durch organisatorische   werk betreiben können.
       Maßnahmen in der Produktionsanlage im Rahmen eines Security
       Management-Systems ergänzt.                         Die grundlegenden Konzepte für eine Absicherung des PROFINET-
                                                           Protokolls sind in einem Whitepaper dokumentiert. Das Whitepaper
       WEITERE MASSNAHMEN                                  soll dazu dienen, in eine Diskussion mit Herstellern, Integratoren und
                                                           Anwendern einzusteigen. Ziel dieser Diskussion ist ein abgestimmtes
       Die beschriebenen Schutzmaßnahmen für PROFINET entsprechen   und tragfähiges Konzept, welches die industrielle Kommunikation mit
       dem heutigen Stand der  Technik. Dennoch werden künftig wei-  PROFINET fit für die Anforderungen der Zukunft macht.
       terreichende  Schutzmaßnahmen  erforderlich  werden.  Zum  einen   Prof. Dr. Karl-Heinz Niemann, Hochschule Hannover,
       ist festzustellen, dass in zunehmendem Maße auch Innentäter            Mitabeiter der PI-Working Group Security,
       Produktionsanlagen gefährden. Gegen diesen  Täterkreis  sind die   Leiter der PI-Working Group Installation Guides
       beschriebenen Schutzmaßnahmen, die im Schwerpunkt auf eine
       Abschottung setzen, nur eingeschränkt wirksam. Zum Anderen for-
       dern Anwenderkreise, z. B. aus der Prozessindustrie, einen weiterge-
       henden Schutz auf Komponentenebene. PROFIBUS & PROFINET In-
       ternational (PI) hat sich daher entschlossen, das PROFINET-Protokoll
       künftig durch weitergehende Schutzmaßnahmen auf Protokollebe-
       ne abzusichern.

       Deshalb wurde die Arbeitsgruppe CB/WG10 Security mit der Erar-
       beitung eines Security-Konzeptes für PROFINET beauftragt.


       Nach einer eingehenden Bedrohungsanalyse des PROFINET-Proto-
       kolls hat die Arbeitsgruppe zunächst die Sicherheitsanforderungen
       an das PROFINET-Protokoll definiert. Hieraus resultieren Anforderun-
       gen, die durch die Hersteller, Planer und Betreiber umzusetzen sind.
       Im nächsten Schritt hat die Arbeitsgruppe dann die Anforderungen

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