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Bild: HIT1912-iStock/envfx-Fotolia Dieser Frage ging man im Mai 2019 am
BASF-Standort Ludwigshafen nach, wo das
Chemieunternehmen einen Testaufbau ins
Leben rief. Beim Aufbau des Testszenarios
orientierte man sich an gängigen BASF-
Anforderungen für Neu-Anlagen. Diese sind
zwar schnell formuliert, in der Ausführung
jedoch sehr komplex. So wird eine perfor-
mante digitale Kommunikation bis ins Feld
für die Gesamtanlage erwartet. Man möchte
ein Ethernet-Protokoll für alle Prozesskom-
ponenten, wie Sensorik, Aktorik, Motor-
steuergeräte oder Frequenzumrichter.
„Die Ethernet-Kommunikation bis ins Feld
muss nicht nur sehr robust sein, sondern auch
eine sehr hohe Verfügbarkeit aufweisen“, be-
schrieb Niedermayer die Forderungen. Darü-
ber hinaus wollte man auch eine performante,
Ethernetlösungen für den Ex-Bereich parallele Datenausschleusung aus den Feld-
APL ABSOLVIERT geräten für Industrie 4.0-Anwendungen.
APL IM TESTAUFBAU
DEN PRAXISTEST! In der Testanlage kam PROFINET und – um
die Anwendung in explosionsfähigen Berei-
chen abzuklären – APL zum Einsatz. An der
Auswahl an Geräten mangelte es nicht. So
Die Frage, wie mit „Ethernet“ in explosionsgefährdeten Bereichen umgegan- wurden in der Testanwendung Sensoren
gen werden sollte, beschäftigt seit vielen Jahren die Anwender in der Prozess- von Endress+Hauser, Vega, Krohne, Sam-
industrie. Nun ist man der komplexen Lösung einen bedeutenden Schritt nä- son, Bürkert, Emerson und Festo verwendet.
her gekommen – die APL-Lösung wurde in der BASF mit Erfolg getestet. Außerdem kamen Komponenten von
Phoenix Contact, Danfoss, Indusol, Natus,
Ethernet für die Prozessindustrie? Selbstver- Das Konzept wurde vor zwei Jahren unter Siemens, ABB, Emerson, Honeywell sowie
ständlich! „Wir wollen mehr Bandbreite und dem Namen Advanced Physical Layer (APL) Pepperl & Fuchs zum Einsatz. Zwar waren
eine höhere Geschwindigkeit ins Feld“, be- vorgestellt und basiert inzwischen auf IEEE- die Geräte noch Prototypen, da zum Start
kräftigte Gerd Niedermayer, BASF, angesichts und IEC-Standards. Damit stößt die Ethernet- des Projektes noch keine Geräte mit APL
eines Workshops auf der vergangenen Na- Technologie bis in das Feld der Prozessindus- serienmäßig zur Verfügung standen. Dies
mur-Hauptsitzung. Schließlich befindet sich trie vor. Das Konzept stand - doch hatte diese ist jedoch nur eine Frage der Zeit, die ersten
die Gerätekommunikation in der Feldebene Lösung auch in der Praxis Bestand? Seriengeräte sind für 2021 geplant.
im Wandel, die Komplexität steigt. Doch mit
Ethernet-Lösungen in der Prozessindustrie
war es in der Vergangenheit nicht so ein-
fach. Knackpunkte waren die Eigensicher-
heit, Leitungslängen bis zu einem Kilometer
oder die Wirtschaftlichkeit. Schließlich gibt
es nach wie vor Beschränkungen angesichts
vieler explosionsgeschützter Anlagen in der
chemischen Industrie, wo man bisher mit
Standardlösungen einfach nicht weiter kam.
In den vergangenen Jahren wurde daher
unter dem Schirm der PNO intensiv an einer
2-Draht Ethernet-Lösung für die Prozessauto-
matisierung gearbeitet. In der Testanlage am BASF-Standort Ludwigshafen wurde das APL-Konzept auf Herz und Nieren geprüft.
4 PI-Magazin 1 /2020