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Kurze Wege




            Maschinen in der Druckindustrie haben viele Schnittstellen zur Büro-

            welt. Belichter, Stanz- und Biegemaschinen sowie die eigentliche
           Druckmaschine müssen miteinander vernetzt und an das System der
          Druckerei angebunden werden. Daher setzt die Beil Registersysteme
         in ihren Maschinen für die Druckindustrie auf PROFINET.




       Für eine belgische Druckerei in der Nähe von
       Antwerpen produzierte Beil Registersyste-
       me, Abensberg, eine Stanz-Biegemaschine   Elektrotechnik-Konstrukteur
       samt Drehtisch und Aufsteller. Die Schnitt-  Michael Denk musste bislang bis zu
                                            40 Leitungen in den Schaltschrank führen:
       stellen zum System der Druckerei und der   „Diesen ganzen Aufwand wollten wir uns sparen
       Druckmaschine sind integriert. Das System   und durch eine dezentrale Lösung ersetzen.“
       ordnet die einzelnen Druckplatten den vor-
       liegenden Druck-Jobs zu und stellt sicher,
       dass alle Platten in der richtigen Reihenfolge   in Belgien bereits in der CTP-Maschine. Nach   „Wir haben früher alle Signale direkt in die
       und Zeit an der Druckmaschine sind.  100 bis 120 Platten ist ein Wagen gefüllt. Dies   Schaltschränke verdrahtet. Bei manchen An-
                                          wird dem Bediener über ein Licht- und Akus-  lagen sind das dann Kabellängen von 10 bis
       Die Datenübergabe zwischen den unter-  tiksignal angezeigt. Über einen Signaltaster   15 Metern – und das für 40 Leitungen. Dann
       schiedlichen am Druckprozess beteiligten   kann der Wagen entriegelt werden.   mussten wir eine Klemmenleiste aufbauen
       Maschinen ist heute mit Industrial Ethernet                           und  benötigten  an  der  ET200  wieder  ein
       um einiges leichter und vor allem günstiger   Zur  Verankerung der  Wagen am Aufsteller   Modul, um die Informationen einzulesen“,
       einzurichten als mit den klassischen Feld-  sind Elektromagnete montiert, die über den   beschreibt Michael Denk den klassischen
       bussen.  „Gerade wenn ich einen Monitor   Taster ver- oder entriegelt werden. Ein induk-  Verdrahtungsweg. „Diesen ganzen Aufwand
       zur  Visualisierung von Daten anschließen   tiver Sensor erkennt, ob ein  Wagen richtig   wollten wir uns sparen und durch eine de-
       möchte oder einen Drucker, dann ist die   positioniert ist. Wird ein entleerter Wagen vor   zentrale Lösung ersetzen.“
       Maschinenkommunikation  mit  Ethernet   dem Sensor positioniert, blinkt der Leucht-
       ein großer  Vorteil gegenüber Feldbussen   taster und der Wagen ist zum erneuten Befül-  Verdrahtungsaufwand
       wie PROFIBUS. Das wäre aufwändiger und   len wieder verriegelbar. Jeweils zwei Wagen   minimiert
       teurer gewesen“, beschreibt Michael Denk,   stehen sich am  Aufsteller gegenüber  und
       Elektrotechnik-Konstrukteur bei Beil, die   bilden ein Modul. In der belgischen Drucke-  Statt der klassischen Punkt-zu-Punkt-Ver-
       Vorteile. „Ethernet bringt die Büro- und die   rei sind insgesamt fünf Module vorhanden.   drahtung  verwendete  Beil Turcks TBEN-S-
       Industriewelt näher zusammen.“     An jedem Modul sind zwei Elektromagnete   I/O-Module in Schutzart IP67. Die PROFI-
                                          (Aktoren), zwei Leuchttaster (Sensor und Ak-  NET-Module sammeln die Signale direkt am
       Nach dem Biegen werden die Druckplatten   tor) und zwei induktive Sensoren montiert.   Aufsteller und bringen sie zur Box-PC-Steue-
       über ihren Data-Matrix-Code identifiziert   Es sind also insgesamt 40 Eingangs- und 40   rung im Schaltschrank. Die Module werden
       und in den Beil-Aufsteller transportiert. Das   Ausgangsignale vom Aufsteller zur Steue-  miteinander in Linientopologie verknüpft.
       Stanzen der Platten erfolgt bei der Anlage   rung am Drehtisch zu führen.   „Wir ziehen heute nur noch ein Ethernet-Ka-
                                                                             bel und eine Power-Versorgung zum Schalt-
                                                                             schrank. Die Montagezeit beim Kunden ist
                                                                             dadurch viel kürzer, da wir dort nur noch die
                                                                             Module untereinander mit zwei Steckern
                                                                             verbinden müssen und den ganzen Strang
                                                                             dann im Schaltschrank auflegen.“

                                                                             Eine Ferndiagnose reicht in diesem Fall oft
                                                                             aus. „Ich muss nicht mehr zum Kunden. Ich
                                                                             kann per Ferndiagnose über  VPN auf die
                                                                             Maschine und sehe direkt, wo der Fehler
                                                                             ist. Das ermöglicht auch eine Hilfestellung
                                                                             für unsere Kunden in der Anlaufphase“, be-
                                                                             schreibt Denk die Vorteile für Hersteller und
                                                                             Kunden.
       PROFINET-Module sammeln die Signale direkt am Aufsteller und bringen sie zur Box-PC-Steuerung.  Achim Weber, Turck

       18  PROFIBUS & PROFINET JOURNAL | AUSGABE 1/2017
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