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das Netzwerk auf Qualitätsparameter wie
Telegrammwiederholungen und Buszyk-
luszeiten (PROFIBUS) bzw. Netzwerklast,
Aktualisierungszeiten oder verspätete bzw.
verloren gegangene Telegramme (PROFI-
NET). Die zentrale Netzwerkmanagement-
Software Promanage NT führt die Ereignis-
se aller Feldbusse und Netzwerke zentral
auf einem Server zusammen, visualisiert
das Ergebnis und bietet zahlreiche Analy-
semöglichkeiten – angesichts der Verzwei-
gung bei Baur eine sehr komfortable Sache.
Komplexe Netzwerke
zentral überwacht
Die Kombination aus Hauptumschlagsbasis
(HUB, unterer Bildteil) und Lager ist für den
Baur Versand ein Alleinstellungsmerkmal und Heute bestellt, morgen da – der Versandhandel ist für den Menschen die
sichert eine schnelle Abwicklung.
komfortabelste Art des Einkaufens. Damit dies funktioniert, müssen die
Das Internet schafft im einst katalogbasier- Netzwerke, die Förderbänder und Sortieranlagen steuern, reibungslos
ten Gewerbe jede Menge neuer Möglich- funktionieren. Baur setzt daher unter anderem auf PROFINET.
keiten, erhöht aber vor allem aufseiten der
Logistik massiv die Anforderungen an kurze
Lieferzyklen und Zustellzeiten. „Als Außen-
stehender kann man sich kaum vorstellen, Durch die kontinuierliche bauliche Erwei- Durch das integrierte Alarmmanagement
was alles zwischen dem Knopfdruck ‚bestel- terung des Standortes sind unterschiedli- können die Benachrichtigungsparameter in-
len‘ und der Auslieferung der Ware passiert“, che Technologien parallel im Einsatz. Setz- dividuell angepasst werden und alle erforder-
schmunzelt Harald Fiedler. Gemeinsam mit te man in den 1990er Jahren und Anfang lichen Mitarbeiter sind sofort informiert, um
seinen 25 Kollegen sorgt er im Drei-Schicht- der 2000er noch stark auf die Feldbustech- auf Vorboten von Qualitätsverschlechterun-
Betrieb bei der Baur Versand GmbH & Co. nologie (PROFIBUS und CAN), ist bei Baur gen reagieren zu können, bevor diese sicht-
KG in Altenkunstadt dafür, dass alle Artikel für Neuanlagen seit 2010 der Einsatz von bar werden. Auch hier skizziert Fiedler die
und Pakete zur richtigen Zeit das Depot PROFINET vorgeschrieben. Damals wie Notwendigkeit im Fehlerfall: Die Kommissio-
verlassen. Beispielsweise enthält ein Hoch- heute findet zudem der ASi-Bus Anwen- nierer packen die Artikel nicht kundenbezo-
regallager vorwiegend häufig nachgefrag- dung. Aus der Praxis heraus ergab sich gen, sondern nach gleichartigen Artikeln aus
te Artikel, sogenannte „Schnelldreher“. Seit früh die Notwendigkeit eines Monitoring- mehreren Bestellungen in wannenähnliche
2002 ist am Standort zudem eine Hauptum- Systems. „2001 haben wir den Verladesorter Transportbehältnisse. An speziellen Packstati-
schlagsbasis (HUB), eine Art „LKW-Bahnhof“, in Betrieb genommen. Dieser hat Priorität 1 onen werden dann von Menschenhand die
angeschlossen, die die zügige Auslieferung – wenn der steht, steht in absehbarer Zeit einzelnen Komponenten zur individuellen
an den Bestimmungsort gewährleistet. Zu- die ganze Firma“, beschreibt Fiedler einen Bestellung des Kunden aus verschiedenen
sammen mit den Mehrflächenlagern, die konkreten Anwendungsfall. Hier traten hin Wannen zusammengefügt und um Beilagen
sich aus Kapazitätsgründen in Burgkunstadt und wieder sporadische Störungen bis hin und Dokumente ergänzt. „Wenn der Wan-
und Weismain befinden, sind so insgesamt zu Ausfällen auf, die bald im Tagesgeschäft nenzufluss einmal steht, können 50 Leute auf
eine halbe Million Normkartonplätze zu untragbar wurden. Seit 2008 wird der logi- einen Schlag nicht mehr arbeiten“, so Fiedler.
verwalten. Ein insgesamt 13 km langes La- sche Datenverkehr im dortigen PROFIBUS-
byrinth aus Förderbändern und Sortieran- Netzwerk daher vom Mess- und Diagnose- Mit Blick auf die Zukunft steht vor allem die
lagen, kurz „Sorter“ genannt, befördert auf tool PROFIBUS-Inspektor permanent und Fördertechnik im Fokus, bei der Teile bereits
einer Gesamtfläche von rund 125.000 m² passiv überwacht. Außerdem alarmiert es älter als 25 Jahre sind – hier wird bei neuen
durchschnittlich etwa 200.000 Artikel pro den Betreiber bei ersten Auffälligkeiten, Anlagen dann direkt auf die neue Techno-
Tag zum Versand. „Ein Zehn-Minuten-Ausfall bevor es sicht- und spürbare Beeinträchti- logie PROFINET gesetzt. Außerdem möchte
ist innerhalb eines Tages kaum zu kompen- gungen der Arbeitsabläufe gibt. man bei den eigenen Analysewerkzeugen
sieren“, stellt Fiedler die hohen Anforderun- stets auf dem aktuellen Stand bleiben, da
gen an die Logistik klar. Um reibungslose Ausgehend von diesen positiven Erfah- sich die Herausforderungen an die Instand-
Abläufe sicherzustellen, setzt man hier auf rungen wurden die übrigen Systeme nach haltung angesichts immer weiter steigender
eine zentrale Überwachung der eingesetz- und nach mit den für das jeweilige Netz- Vernetzung – Stichwort Industrie 4.0 – stetig
ten Systeme durch die Monitoring-Software werk passenden „Brüdern“ des PROFIBUS- erhöhen.
Promanage NT von Indu-Sol. Inspektors ausgerüstet. Sie überwachen Christian Wiesel, Indu-Sol
20 PROFIBUS & PROFINET JOURNAL | AUSGABE 2/2017