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Vorgehensweise von PI
PI wird die TSN-Mechanismen für PROFINET
nutzbar machen. Hilfreich ist es, dabei zwi-
schen Feld- und Anlagenkommunikation
zu unterscheiden, da hier verschiedene Be-
dürfnisse seitens der Anwender und der Ap-
plikationen aufkommen. Ein Beispiel: Eine
schnelle Achsregelung spielt anlagenweit
keine Rolle, sondern ist in der Regel lokal in
der Maschine verankert. Dagegen werden
Maschinenzustandsdaten durchaus anla-
genweit übertragen.
Feldkommunikation
TSN definiert verschiedene Mechanismen
auf der Switchingebene und ist damit allei-
ne kein Feldbusersatz! Theoretisch ist eine
Datenkommunikation allein über TSN, d. h.
Layer 2, möglich, allerdings müsste hierfür
jeder Dateninhalt für jedes einzelne Gerät
extra vom Anwender programmiert wer-
den. Dieser Mehraufwand für den Anwen-
der bei der Geräteintegration widerspricht
völlig den Bemühungen nach einer umfas-
senden Standardisierung bei Industrie 4.0.
Anwender wollen auf firmenübergreifende
Datenschnittstellen zugreifen.
Durchgängige Netzwerke ermöglichen
die Synchronisation bis in die Applikation. Das Beste für
PI (PROFIBUS & PROFINET International) sieht
in TSN eine große Chance, die Stärken von den Anwender
PROFINET und TSN miteinander zu kom-
binieren und damit PROFINET auf ein zu-
kunftsfähiges Fundament für Industrie 4.0
zu setzen. Gleichzeitig bietet die Techno- Viele der Industrie-4.0-Themen sind nicht von der Automatisierungs-
logie die Chance, auch in der Feldebene
auf Standard Ethernet Controller zu setzen industrie, sondern von der Informationstechnik oder der Basis-
und so noch schneller von den Entwick- Ethernet-Technologie getrieben. PI zeigt am Beispiel von TSN (Time
lungen im IT-Bereich zu profitieren, wie z. B.
der höheren Bandbreite durch Gigabit Sensitive Networking), wie sich eine neue Technologie in PROFINET
Ethernet, oder ganz einfach eine größere integrieren lässt, ohne dabei die installierte Basis zu vernachlässigen.
Auswahl von Bausteinen für die Geräte-
entwickler zu haben. Zudem können mit
TSN durchgängige, synchrone Netzwerke
für taktsynchrone Anwendungen realisiert Datenmenge, die künftig über die Netze PROFINET bietet bereits viele in der Praxis
werden. Bisher mussten solche Netzwerke transportiert werden, mit Industrie 4.0 noch längst bewährte Funktionen, etwa im Hin-
separat realisiert und in den Geräten dedi- weiter ansteigen werden, die eigentliche blick auf Projektierung, Hochlauf, Betrieb,
zierte Chips integriert werden. Automatisierungsaufgabe aber performant Diagnose und Wartung. Dank konkretem
und zuverlässig funktionieren muss. Feedback der Anwender wurden beispiels-
Aber eine neue Technologie findet den weise im Laufe der Jahre Diagnose-Defini-
Weg in die langjährige Praxis nur, wenn sie In zukünftigen Industrie 4.0-Anwendun- tionen verfeinert und erweitert. Hier gibt
auf einen breiten Konsens stößt, der von gen gibt es eine ganze Reihe an Basisan- es keine Veranlassung, etwas zu verändern.
Anwendern und Herstellern getragen wird. forderungen, die erfüllt werden müssen, Der Anwender kann sich darauf verlassen,
Vor genau so einer Situation steht PI derzeit dazu zählt Quality of Service, Robustheit, dass seine bisherigen Aufwendungen,
mit TSN. Die Mechanismen, die in der IEEE Bandbreite, geringe Latenz, aber auch Plug etwa für die Ausbildung der Programmie-
entwickelt werden, versprechen Synchro- & Work, Standards und Interoperabilität. rer oder Serviceleute, bestehen bleiben.
nität und Robustheit in der industriellen Diese Anforderungen sind für PROFINET- Auch die bewährten Profile, wie PROFIsafe,
Kommunikation. Und das ist wichtig, da die Anwender jedoch nicht neu. PROFIdrive, PROFIenergy können weiter
4 PROFIBUS & PROFINET JOURNAL | AUSGABE 2/2017