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abbilden“, erklärt Günter Steindl, Principal
Engineer bei Siemens und stellvertretender
Arbeitskreisleiter im PROFINET-Arbeitskreis
der PNO. „Wir haben kurz überlegt, ob man
dies mit bestehenden Verfahren lösen kann.
Dies war jedoch nicht möglich, daher haben
wir uns entschlossen, ein neues Verfahren
für eine automatisierte Anlagenerfassung
zu entwickeln.“ Mit der Einführung eines
Services zur Anlagenerfassung (abgebildet
auf den Asset Management Record (AMR))
werden die bisherigen Services zu Identifi-
cation & Maintenance (I&M) ergänzt. Damit
ist ein automatisiertes standortweites Anla-
gen-Management möglich und zwar auch
von Komponenten, die nicht über PROFI-
NET modelliert wurden
Mehr Transparenz
Mit der neuen Asset Management-Funktion lässt sich
eine PROFINET-Anlage noch produktiver gestalten,
indem sich alle Komponenten, ob mit PROFINET aus- für die Anlage
gestattet oder nicht, vollständig identifizieren lassen.
Während der Planung, aber auch beim Auf- Viele Anwender wünschen sich ein automatisiertes Anlagenmanage-
bau einer Anlage bzw. einer Maschine, er-
geben sich zahlreiche Änderungen oder ment, wie es bei PROFINET-Komponenten bereits möglich ist. Daher
Anpassungen. Selbstverständlich sollten die wurde ein neuer Service zur Anlagenerfassung (AMR) entwickelt, der
Änderungen unmittelbar in die bestehende
Anlagendokumentation übertragen werden. die bisherigen Services zu I&M ergänzt. Der Clou: Damit lassen sich
In der Realität funktioniert dies meist nur un- auch Anlagenteile – Baugruppen oder Module – erfassen, die nicht
zureichend. Meist arbeiten mehrere Firmen
mit vielen Leuten an solchen Planungen zu- mit PROFINET modelliert wurden.
sammen – dies ist ohne Toolunterstützung
per se schon eine große Fehlerquelle. Eine
weitere Fehlerursache: Häufig greifen Anla- Anlage. Spätestens wenn Wartungen oder Re- Ein Beispiel aus einer typischen Fertigungs-
genplaner auf vorhandene Dokumentatio- paraturen nicht geplant durchgeführt werden anlage im Automobilbau zeigt, welche In-
nen von ähnlichen Projekten zurück. Dabei können, weil das falsche Ersatzteil bestellt wur- formationen und Daten eine solche auto-
kommt es vor, dass zwar aktuelle Geräte aus- de, wünscht sich wohl jeder eine einfachere matisierte Anlagenerfassung liefern kann.
gewählt, diese aber in der Dokumentation und sichere Dokumentation. Viele Anwender Die Anforderungen sind hoch: Dabei sollen
nicht angepasst werden. Während der Inbe- hätten daher gerne eine automatische Daten- alle verbauten Geräte, inkl. ihrer verbauten
triebnahme kommt es dadurch unter Um- erfassung und -aktualisierung – und zwar von Module, Submodule und nachladbarer Soft-
ständen dazu, dass abgekündigte Produkte allen Komponenten. ware-Pakete, unabhängig davon, ob sie nun
eingebaut werden müssen, damit die Anlage über PROFINET modelliert oder nur ange-
überhaupt in Betrieb genommen werden Automatisiertes schlossen wurden, erfasst werden. Zusätzlich
kann. Erst später werden diese gegen mo- Anlagen-Management sind neben den bereits verfügbaren Geräte-
derne Geräte getauscht – für die Betreiber ist und Netzwerkparametern, I&M-Daten auch
dies dreifache Arbeit. Die Asset-Identifikation von PROFINET bietet Topologieinformationen sowie Ethernet-
bisher schon eine ganze Reihe an Unterstüt- Statistikdaten interessant. Derzeit werden
Häufig wird daher mit einer Dokumentation zung, so lässt sich die Anlagen-Topologie verschiedene Tools verwendet, um an diese
gearbeitet, die veraltet ist. Zudem kommt es erfassen, Geräte, Module und Submodule Daten heran zu kommen. Typisch für eine
oft zu Last Minute-Änderungen während der automatisiert identifizieren. Problematisch ist Anlage in der Automobilindustrie sind viele
Inbetriebnahme. Typisch ist etwa, wenn ein allerdings der Umgang mit ‚Nicht-PROFINET‘- PROFINET-Devices, aber auch zahlreiche E/A-
Kabelkanal doch nicht so wie geplant verlegt Komponenten, sprich Baugruppen, Module, Module, Ventilinseln oder Komponenten für
werden konnte. Dies führt zu weitreichenden elektromechanische Komponenten oder die Sicherheitstechnik.
Änderungen, deren Dokumentation sehr auf- Firmware-Komponenten. „Mit den bisherigen
wändig ist und dies zu einem Zeitpunkt, an Mitteln ist eine Asset-Identifikation von ‚Nicht- Welche Informationen werden nun aber be-
dem eigentlich kein Anlagenplaner den Kopf PROFINET‘-Komponenten nicht möglich. Wir nötigt? Wichtig ist etwa, ob wirklich alle ge-
dafür frei hat. Diese Unstimmigkeiten ziehen mussten also überlegen, mit welchen Me- planten und bestellten Geräte verbaut wur-
sich durch den gesamten Lebenszyklus einer thoden wir diese zusätzlichen Komponenten den, da es zunächst nicht auffallen würde,
6 PROFIBUS & PROFINET JOURNAL | AUSGABE 2/2017