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wenn z. B. ein Gerät zur Netzwerkdiagnose fehlt. Auch für die Verkabe-
lung wünschen sich die Anwender detaillierte Informationen, etwa,
ob die Ports richtig ausgelegt wurden. Hier wird in der Regel die ge-
plante Ethernet-Topologie in die Tools eingelesen und mit der Ist-To-
pologie verglichen. Sind die dokumentierten Daten nicht korrekt, ist
die Fehlersuche schwierig. Ein anderes Beispiel sind Prozessgeräte, die
in der Regel aus Zuführeinheit, Panel, Zentraleinheit und PROFINET-
Anschaltung bestehen. „Bei dem Prozessgerät wird heute jedoch nicht
die Firmwareversion des Prozessgerätes eingelesen, sondern nur die
der PROFINET-Anschaltung angegeben. Das hilft einem nicht weiter,
da diese für die Funktion nicht entscheidend ist. Bei Schaltnetzteilen
oder Bediengeräten werden die Firmware-Stände häufig überhaupt
nicht erfasst“, so Steindl. Bei über 1.000 Robotern und 1.000 Prozessge-
räten in einer typischen Fertigungsanlage in der Automobilindustrie
die jeweils gültige Software-Version zu ermitteln und die Anlagendo-
kumentation mit der Anlage konsistent zu halten, ist damit schlicht-
weg nicht möglich.
Vorteile im praktischen Betrieb
Ganz anders würde sich die Situation mit einem automatisierten
Asset Management darstellen. Denn die immer aktuelle Maschinen-
dokumentation bringt erhebliche Vorteile für den Anlagen-/Maschi-
nenbauer, etwa bei der Abnahme: Vor der Übergabe an den Kunden
wird über die Asset-Management-Funktion der „Ist Zustand“ erfasst,
mit dem erlaubten „Soll Zustand“ verglichen und im „Gut Fall“ als Teil
der Maschinendokumentation abgelegt. Oder wie es Steindl praktisch
ausdrückt: „Sie müssen nicht mehr durch die Anlage kriechen und Ka-
bel, Ports und Baugruppen zählen.“ Im Betrieb wird regelmäßig über
die Asset-Management-Funktion der „Ist Zustand“ mit dem erlaubten
„Soll Zustand“ verglichen. Im „Gut Fall“ wird der „Ist Zustand“ als Teil des
Änderungsmanagements abgelegt und dient als Vergleichsgrundla-
ge für täglich/wöchentlich laufende Anlagen-Scans. POWER followsBUS
Auch für den Rückruf von Komponenten oder Versionen wurden Ideen
eingebracht. Bisher kann man in solchen Fällen die Komponenten in
einem Betrieb noch nicht automatisch abfragen. Steindl nennt einen PNO konforme Powerversorgung
realen Fall, der in einer elektromechanischen Komponente auftrat:
Eine Baugruppe hatte Kontaktfedern, die in einer Umgebung mit ag- 16A / 63VDC | L-codiert, 4-way
gressiven Gasen in der Luft stärker als definiert korrodierten. Damit
war ein stabiler Anlagenbetrieb nicht mehr möglich (sporadische M12x1 Steckverbinder, Flansche, Verteiler
Kontaktfehler). Dieser Fehler betraf jedoch nur eine kleine Charge von
Baugruppen, die zu tauschen waren. Nur mit Hilfe der Asset Manage- Leiterquerschnitt 1,5mm² | 2,5mm²
ment-Daten ließen sich die betroffenen elektromechanischen Kom-
ponenten in der Anlage finden, ohne alle möglicherweise betroffe- IEC 61076-2-111 | IP67
nen Stationen zerlegen zu müssen, um die Typschilder zu prüfen.
Um solche Herausforderungen baldmöglichst auf elegante Art zu lö- zuverlässige Datenübertragung
sen, wurde das neue Verfahren für eine automatisierte Anlagenerfas-
sung entwickelt. Dabei wurden von Anfang an die Technologieprovi- 100MBit/s | 4-polig, D-codiert
der miteinbezogen. In diesem Rahmen entstanden im April 2016 eine
neue Spezifikation, eine praxisnahe Guideline und die Zertifizierung 10GBit/s | 8-polig, X-codiert
wurde angestoßen. Nun sind sowohl die PROFINET-Spezifikation als
auch die Topology and Asset Discovery (TAD)-Guideline verfügbar. umfangreiches Portfolio M12x1, RJ45
Letztere steht kostenlos auf der PI-Hompage zum Download bereit
und gibt viele praktische Hinweise. Damit sollten nicht nur Tool-Her-
steller die neuen Funktionen schnell und einfach integrieren können.
Weiter sind erste PROFINET-Devices verfügbar und auch die PROFI-
NET-Controller sind bereits mit den neuen Asset-Management-Funkti-
onen ausgestattet. Die Technologie-Provider bieten seit Anfang 2017 Nürnberg 28.-30.11.2017 | Halle 10/414
passende PROFINET-Stacks an und geben gerne Auskunft.
Sabine Mühlenkamp, freie Redakteurin
AUSGABE 2/2017 | PROFIBUS & PROFINET JOURNAL 7