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Daten einen Sinn geben

  Das Thema Industrie 4.0 lässt sich unter vielen Aspekten beleuchten, die sich vor allem
 durch ihren Grad an Komplexität unterscheiden. Im Kern läuft es jedoch auf eine einfache
Formel hinaus: Daten plus Vernetzung führen zu einer erhöhten Produktivität.

Obwohl die Aktivitäten rund um Industrie        ein Asset- oder auch Energiemanagement          gegebenenfalls unterschiedliche Netzwer-
4.0 in den einzelnen Branchen unterschied-      möglich. So liefert ein PA-Profil Grenzwer-     ke erfordern. „Der Anwender möchte sich
lich fortgeschritten sind, gleichen sich die    te für einen Prozess, das PROFIdrive-Profil     jedoch nicht mit unterschiedlichen Netz-
Anforderungen. „Im Kern geht es darum,          registriert beispielsweise die Anzahl der       werken auseinandersetzen“, ist Schneider
Messwerte so aus einer Maschine, einer An-      Umdrehungen und das Profil PROFIenergy          überzeugt. Schon heute ist es möglich, all
lage oder einem Prozess zu generieren, dass     wird in der Praxis bereits zum gezielten Ab-    diese Aufgaben über ein einziges Netzwerk
sie sinnvoll weiter genutzt werden können“,     schalten von einzelnen Anlagen eingesetzt,      abzuwickeln. So ist PROFINET der einzige
fasst es Karsten Schneider, Vorstandsvorsit-    um Energie insbesondere in den ‚Maschi-         Standard, der die harten Echtzeitanforde-
zender der PROFIBUS Nutzerorganisation          nenpausen‘ zu sparen. „Die Profile bewerten     rungen von Hochleistungsmaschinen (z. B.
e.V. zusammen. Was das im Einzelnen be-         also die Daten und nehmen ein Stück weit        isochrone Echtzeit mit Zyklen von kleiner
deutet, zeigt der Blick auf eine simple Tem-    die Qualifizierung vor, damit sinnvoll mit      als 0,1 ms) erfüllt und gleichzeitig offen für
peraturanzeige. So ist der Temperaturwert       ihnen weiter gearbeitet werden kann“, er-       die IP-Kommunikation (z. B. für Instandhal-
72 erst einmal nur ein roher Datenwert ohne     klärt Schneider. Zwar ließen sich diese Da-     tungsaufgaben via Video) ist. Auch in Bezug
weitere Bedeutung. Erst mit der Angabe der      ten auch manuell generieren, aber nur mit       auf andere Kommunikationsstandards zeigt
Gradzahl bekommt er einen Sinn: Nützlich        sehr hohem Aufwand. Die Verwendung von          sich PROFINET flexibel. So kann die Automa-
wird er, wenn eine Semantik hinzukommt,         Profilen alleine ist also schon ein Gewinn an   tisierung einer Schraubersteuerung in Echt-
z. B. dass die Einsatzgrenze eigentlich bei 40  Produktivität!                                  zeit über PROFINET erfolgen. Die Qualitäts-
Grad Celsius liegt und somit der Grenzwert
im Augenblick überschritten wird.               Geschwindigkeit und der Aufwand für die
                                                Weiterleitung der Daten entscheiden eben-
Dies gilt auch für den Feldbus: Interessant     falls über die Produktivität. So liefert ein
und für die Anwender nützlich werden die        Schweißroboter in erster Linie seine Daten
Daten eines Feldbusses, wenn sie mit einer      an die PLC und wird über diese gesteuert,
Semantik kombiniert werden. Beispiele hier-     z. B. die Freigabe zum Schweißen wenn
für sind die Profile PA, PROFIdrive, PROFI-     das Werkstück positioniert ist. Aber er stellt
safe, PROFIenergy etc., die für einen (Mehr-)   auch Daten bereit, die vom Qualitätsma-
Wert der Daten sorgen. Erst mit den erwei-      nagement genutzt werden. Hierfür stehen
terten Daten ist ein Condition Monitoring,      verschiedene Protokolle zur Verfügung, die

Anforderungen an die Kommunikation in Industrie14.0-Produktionssystemen

Unternehmensebene                                               Nutzer-                         Schon heute bietet PI Lösungen für In-
                                    Bandbreite Echtzeit freundlichkeit                          dustrie 4.0-Anwendungen im Bereich
Produktionsebene   Produktionsnetz                                                              des Condition Monitoring (Asset Ma-
                                                                                  Cloud         nagement) und des Energiemanage-
Feldebene                                                                       Energie-        ments (PROFIenergy) an; auch an der
                                                                             management         Cloud-Anbindung arbeitet die Wor-
                                                                               Condition        king Group bereits. Gut erkennbar ist,
                                                                              Monitoring        dass die Anforderungen an Bandbreite
                                                                                                und Echtzeit je nach Ebene variieren.
                                                                                                Ohne die breite Zustimmung der An-
                                                                                                wender ist die Einführung einer neuen
                                                                                                Technologie jedoch nie möglich. Da-
                                                                                                her steht bei allen Entwicklungen die
                                                                                                Nutzerfreundlichkeit ganz oben auf
                                                                                                der Prioritätenliste. 	

6 PROFIBUS & PROFINET JOURNAL | AUSGABE 2/2016
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